PHAL:ANGST sind nach dem äußerst gut aufgenommenem “Black Country” zurück mit ihrem vierten Album, praktischerweise “Phase IV” betitelt.
“Industrial / EBM / Synth-Wave Freunde verwirrt die analoge Gitarre, Post-Rock Anhänger suchen das Schlagzeug.”
Ich bin der festen Überzeugung, dass PHAL:ANGST sich bei weitem nicht so sehr zwischen diverse Stühle setzen, wie sie es meinen. Die Band, jetzt neu mit DJ LADY M / THE BASSENGER am Bass, zaubert wieder Soundlandschaften hervor, wie es in Österreich kaum jemand zu erschaffen imstande ist. Natürlich gibt es Einflüsse, der Metaller in mir hört immer wieder “Space Dye Vest” (grenzgeniale Ballade von DREAM THEATER, Anm. d. Lekt.) , der Kondensatorbastler möglicherweise alten Dark Wave, der Post-Rocker die nicht ganz so deftigen Vertreter des Genres.
Die Band bezeichnet die Grundstimmung ihrer Soundscapes/Soundepen als tendenziell dystopisch und melancholisch. Bisweilen scheint dann aber doch die Sonne, wobei man anfügen muss, dass hier kein Frühjahrssturm den Nebel und die Finsternis des Winterhalbjahres verbläst, sondern allerhöchstens kurze Momente des Durchatmens offeriert werden. Als ob man ertränke, aber doch immer wieder kurz die Wasseroberfläche durchbricht und Luft holen kann.
Fatalismus? Klar. Introspektion und Kontemplation? Unbedingt. Fantastische Elektronik trifft auf leichte Gitarren, Klangflächen werden von an den Punk der ganz späten 70er erinnernden Gesang kommentiert, man hört im Kreis, gibt das Suchen nach konventionellen Songstrukturen bald auf und lässt sich fallen. Denn das ist das Beste, was man mit “Phase IV” machen kann: es einfach geschehen lassen. Wo andere Musik den Hörer zur Partizipation drängt, übernimmt und überlagert das neue Album von PHAL:ANGST den/die HörerIn.
Fünf Stücke plus zwei Remixes (“Despair II” remixed von DÄLEKs Will Brooks und “The Books”, bearbeitet von Just Broadrick) breiten sich elegant auf mehr als einer Stunde aus. Musik, die ich einst in den frühen 90ern von einem mir lieben Freund kennengelernt habe, kommt mit “Phase IV” wieder zurück in mein Leben. Das ist Musik, die nach innen kehrt, die den Blick in die Ferne schweifen und den Fokus verlieren lässt, Musik, die dich begleitet. Das Spannende ist, dass ich bisweilen die Musik nicht mehr aktiv höre und erlebe, sondern mich einfach darauf treiben lassen kann. Ich weiß nicht, in welchem Lied ich mich befinde, ich weiß nicht, ob ich ein Lied schon zum wiederholten Male höre. Das ist Musik, die ganz alleine mir gehört, in genau diesem einen Moment. Musik, erschaffen von mir Fremden, die ganz allein meine Musik ist.
Das ist Musik für ein Konzert in einem Gewölbe, Musik für Kopfhörer, Musik für die Dunkelheit. Aber, und möglicherweise sind das die von der Band gemeinten “sonnigen Momente”, ist die Musik keine destruktive. Ich als Hörer werde nicht zurückgelassen, alleine gelassen. Ich werde mitgenommen, begleitet, mit eingebunden.
PHAL:ANGSTs viertes Album “Phase IV” reüssiert durchgehend, die Remixes geben dem eigenen Ansatz noch einen kleinen, neuen Spin und passen gut als Schluss-Doppel.
Das Album funktioniert, aber es funktioniert nicht immer. Ein Album für besondere Momente.
“Phase IV“ wird am 29.9.2018 im Wiener RHIZ gemeinsam mit EKLEXTASY bei freiem Eintritt präsentiert. Es gibt also keine Ausreden, dort nicht zum gemeinsamen Sinnieren aufzuschlagen.