Wann immer in einer Diskussion über Musik das Thema “österreische Unterhaltungsmusik” kommt, werden gerne entweder die alterwürdigen, sowieso sakrosankten Granden zitiert (von denen, die sich gern in Sicherheit wägen), der selbsternannte ‘Volksrockenroller’ mit dem etwas altbackenen Weltbild ausgepackt, oder es fallen unweigerlich Namen wie WANDA und BILDERBUCH. Vielleicht, aber auch nur unter Umständen, fallen Namen wie SEILER & SPEER oder – ein wenig seltener – VOODOO JÜRGENS.
Üblicherweise wars das dann, das heißt, Diskussionen in der Richtung sind meist ein bisserl wie die Unterhose von der längst ausgezogenen Ex – man weiß, wohers kommt, man weiß zur Genüge, was es ist, und man weiß auch meistens, wohin es geht.
Dabei existieren auch abseits von abgeschlecktem Lederhosen-Nationalismus oder Bussi-Bussi-Falco-Gedenkattitüde einige sehr feine Projekte in der kleinen Alpenrepublik – die tauchen halt auf dem Radar der großen Hörerschaft selten auf, gerade im vorliegenden Fall sehr zu Unrecht.
PHAL:ANGST, Wien-ansässiges Urgestein des experimentellen Sounds, haben ihr neues Album ‘Phase IV’, veröffentlicht, und damit einen weiteren Meilenstein in ihrer 12-jährigen Entwicklung gesetzt.
Schon zu Beginn des 7 Nummern starken Albums gibt ‘On The Run’ die Marschrichtung vor – es ist kein Werk der lauten, um Aufmerksamkeit herrschenden Töne, und erwartungsgemäß ist auch das Tempo kein hohes. Stattdessen werden die Songs sorgsam Schicht für Schicht aufgebaut, feinstoffliches zu einem Tuch verwoben, das fragil und kraftvoll gleichzeitig ist.
Die Songs entfalten dabei einen Druck, der einen sehr subtil mitnimmt und antreibt, jeder einzelne der fünf eigenen Songs als auch der beiden Remixes der beiden Größen Will Brooks (DALEK, vielleicht erinnert sich noch jemand) und Justin Broadrick (u.a. JESU, GODFLESH, etc.) zieht den geneigten Hörer schnell in seinen Bann.
Musik – irgendwo zwischen Post-Rock, Shoegaze und industrieller Elektronik angesiedelt – die in verrauchten Bars weit nach der Sperrstunde bei dem sicherlich nicht letzten Fluchtseidl gespielt werden mag, wenn man über den Zustand der Welt im großen Maßstab ein bisserl verzweifeln mag. Wunderschön.