powermetal.de 12/14
Die schöne Seite experimenteller Musik…
Man kann es nicht fassen, vielleicht will man es auch nicht fassen – aber dass eine Mischung aus Industrial und Ambient mit solch schönen Melodien gefüttert wird und am Ende auch so harmonisch bleibt, ist doch eher eine Ausnahme von der Ausnahme von der Ausnahme. PHAL:ANGST hat dabei kein besonderes Geheimrezept oder gar eine außergewöhnliche Herangehensweise. Der bandeigene Zauberstab wird stattdessen mit Zeit und Geduld geladen – Zeit und Geduld, selbst minimalistische Fragmente reifen und gedeihen zu lassen, bis sich schließlich ihre Blüte in einem Bett wunderschöner Melodik öffnet und ihre Pracht präsentiert.
Was hier vielleicht sehr pathetisch klingt, ist in der Realität ein experimentelles Liebesgedicht an die Musik. Man nehme nur den Opener ‘Hardwire’ vom neuen Album “Black Country”: Geradezu elegisch bauen Elektronik und düstere Melancholie hier eine stille Hookline auf, die immer und wieder repitiert wird, bis sie sich schließlich auf allzu hypnotische Weise ins Ohr gefräst hat – Klebstoffwirkung inklusive. Und dieses einzigartige Erlebnis bleibt keine Ausnahme, sondern wird von vier weiteren, teils überlangen Kompositionen flankiert, die jede für sich einzigartig sind, sich aber nicht bloß auf besagte Harmonie stützen. ‘The Old Has To Die And The New Must Not Be Born’ hat etwas Beschwörerisches, bevor einige Ambient-Flächen für Aufhellung sorgen. ‘Theta’ wiederum taucht in psychedelische Landschaften ab und schleppt sich zur totalen Hypnose. Und ‘Black Milk Of Morning’? Nun, wow, das ist pure Schönheit, kompositorische Leichtigkeit im monumentalen Industrial-Kontext – einfach nur stark!
“Black Country” wirkte auf mich zu Beginn noch ein wenig abschreckend, weil vieles musikalisches Neuland war. Mit wachsender Dauer entpuppte sich die neue PHAL:ANGST-Scheibe jedoch als schmuckes Kleinod, mit dem die Band hoffentlich bald auch den verdienten Plattenvertrag sicherstellen kann!