Lvmen: long time, no see!
von Christoph Thorwartl
Eine Band, die sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als rar gemacht hat, war am vergangenen Samstag in der Linzer Stadtwerkstatt zu Gast. Die tschechische Dampfwalze Lvmen hat nach neun Jahren Pause mit „Mitgefangen Mitgehanten“ neues Material am Start. Gemeinsam mit Tour-Gast Tomáš Palucha, der Wiener Industrial-Formation Phal:Angst und der wohl schrägsten After-Band seit langem: ein gelungener Abend!
Das – zumindest heimliche – Highlight des Abends gab es kurz nach 21 Uhr gleich zu Beginn des Konzertes zu bestaunen: die Wiener Combo Phal:Angst präsentierten ihre neue, mittlerweile vierte Platte, die passenderweise „Phase IV“ heißt. Klingt wie? Keine Ahnung, ehrlich. Wobei, doch: wie Phal:Angst. Sollte ich je eine Stunde lang mit einer S-Bahn durch eine verregnete, menschenleere Stadt reisen müssen: das wäre der Soundtrack dazu. Phal:Angst schaffen eine Dystopie, irgendwo zwischen Post-Rock und Industrial, nirgendwo komplett, doch in beiden musikalischen Welten zu Hause, und dazu Visuals, die dazu wie gemalt wirken. Großartiges Set zu einem frühen Zeitpunkt, das das Kommen allein schon gerechtfertigt hätte. Einziges Manko: immer, wenn jemand von der Band am Merch gewesen wär, dürfte ich am Klo gewesen sein. Wird aber auf jeden Fall nachgeholt!
Danach am Start: Tomáš Palucha. Der „Special Guest“ der aktuellen Lvmen-Tour, live als Quartett unterwegs. Eine halbstündige Post-Rock-Show, mit bekannten Elementen. Die ganz großen Highlights blieben leider aus – es wirkte ein wenig wie „Runterspielen“ auf einem Just-another-Tour-Show-Abend. Schade, denn „Čaro„, die aktuelle Platte, klingt dann doch ganz ansehnlich!
Die gut, naja, sagen wir mal 70 Leute im Konzertsaal waren danach aber doch wegen Lvmen gekommen. Kein Wunder, zwei Drums, Keys, Bass, Vocal und Guit bildeten die wohl imposanteste Backline, die der altehrwürdige Stadtwerkstatt-Saal seit langem gesehen hat. Zwei Drums bedeuten vor allem eines: Druck hinter der Musik. Tracktitel? Gibts bei Lvmen keine. Von „I“ auf der ersten Platte wird bis „XXV“ einfach durchgezählt. Es spricht eh eher die Musik für Lvmen als viel- und dann doch nichts aussagende Tracktitel. Die war nämlich – untermalt von einer gelungenen Visual-Performance – „leiwand“, wie wir hier mal ganz salopp feststellen. Leiwand deswegen, weil der Autor dieses Textes zwar auch schon auf die 30 zugeht, aber zu Lvmen-Anfangszeiten noch musikalisch „unter ferner Liefen“ anzusiedeln war. Erst jetzt wurde klar, was man damals verpasst hat. Ein Live-Set einer Band, das sich gewaschen hat, und an das man dann doch ein Zeiterl lang zurückdenkt.
Wäre da nicht die „Aftershow“-Party gewesen. Zolle. Zwei Italiener, ein paar Gold-Luftballons, eine Gitarre, ein Drumset, ein roter Vorhang: fertig ist die Rock-Abrissparty. Die beiden halten wenig von Pausen, noch weniger von Sperrstunden, und machen einfach nur eines: Spaß. Ein Rock-Duo, wie wir es selten sehen durften, und ein Duo, dem man gerne bis zum Ende lauschte, und noch ein oder dann vielleich doch zwei Feierabend-Biere genoss. Ein würdiger Abend eines Konzertes, das weit oben auf der Beliebtheitsskala anzusiedeln ist!