Von: Siggy Zielinski
Wenn als Inspirationen so unterschiedliche Acts wie Throbbing Gristle, Nurse with Wound, Kratfwerk, Einstürzende Neubauten, die Filmmusiken von Goblin und John Carpenter und schließlich Earth, Bohren & Der Club of Gore, Neurosis und Mogwai angegeben werden, dann kann es manchmal auch bedeuten, dass die Inspirationen zwar sehr vielseitig sind, die Musik des dadurch Inspirierten aber trotzdem sehr konventionell bleibt und keinen der angegebenen Einflüsse erahnen lässt.
Im Falle von Phal:Angst aus Wien ist die Musik schon mal alles andere als konventionell und man hört auch noch, dass die genannten Vorbilder ihre Spuren hinterlassen haben. Phal:Angst schaffen es tatsächlich, die Elemente von Postrock, Trip Hop, Industrial, Gothic, Postwave, Artrock und Filmmusik in ihren meist atmosphärischen, oft von einem Sprechgesang angeführten Stücken zu unterbringen, die auf „Phase IV“ in der Regel ungefähr zehn Minuten Laufzeit aufweisen.
In der Musik der Wiener treffen mal flirrende, mal rockende Gitarren, elektronische Rhythmen und rhythmisch, oder melodisch agierende Synthesizer aufeinander. In den atmosphärischen Passagen erinnert mich die Musik von Phal:Angst an die Formation Archive, die sich ebenfalls auf eigensinnige stilistische Gratwanderungen spezialisiert hat.
Der elektronisch verfremdete Sprechgesang im ersten Teil von „Comeuppance“ ähnelt einer stark entschärften, robotenhaften Version von Growlgesang. Dazu erklingt eine mitunter floydig angehauchte Ausführung vom elektronischen Artrock. In den singenden Gitarrenlicks würde sich Herr Gilmour wahrscheinlich wieder erkennen. Die sprechenden Rollen werden im Mittelteil von weitaus netter wirkenden Damenstimmen übernommen.
Während die meisten Stücke nicht unbedingt durch ihr Temperament bestechen, gelingt es in „Despair II“ stellenweise, die angestrebte Verzweiflung in Töne zu gießen. Man möchte ja überwiegend dystopische Melancholie musikalisch umsetzen und so gehören Rockiges und Temperamentvolles eher zu den Ausnahmen auf dem Album.
Den Freunden von etwas dichter und intensiver gestalteter Musik werden die beiden Remixe hier vermutlich am besten gefallen, weil dort das Rhythmische und Industrial-artige in den Arrangements effektvoll hervorgehoben wurde.
Es erwartet den offenen Hörer auf „Phase IV“ eine ganz eigene Musik. Falls es das noch nicht gibt müsste dafür wohl die Bezeichnung elektronischer Post-Art-Rock, oder so ähnlich, erfunden werden.